top of page

Sportler, Trainer & Trainingsmethoden

​Zwischen den Systemen gab es erhebliche Unterschiede bezüglich der Trainingsmethoden und der Trainingsatmosphäre. Daraus ergeben sich letztendlich unterschiedliche Empfindungen gegenüber dem Sport in der jeweiligen Heimat.                                                                                          

Die Situation der Spitzensportler in der DDR und teils auch in der BRD war, neben möglichen Erfolgen, größtenteils von Belastung geprägt.                                                                                                                                                                                               

Zunächst wurde die auszuübende Sportart in der DDR nicht zwingend auf freiwilliger Basis ausgewählt, sondern es wurde häufig abgewogen, welche am sinnvollsten erschien, je nach physischen Vorrausetzungen des Sportlers. Die eigenen Ambitionen wurden dadurch übergangen, wodurch man die eigenen sportlichen Interessen weniger ausleben konnte als beispielsweise heute.[1]

 

​Auch die politische Orientierung wurde (hauptsächlich in der DDR) vorgegeben und eine jeweilige Abwendung von diesen „Empfehlungen“ wurde ungern bis gar nicht toleriert. Somit war man nicht frei, eine Ansicht nach eigenem Ermessen zu besitzen, oder zu äußern, sofern diese der erwünschten Meinung des Staates widersprach. Weder Spieler, noch Trainer.[2]

Interviewausschnitt A. Ukrow
00:00 / 01:17

Außerdem wurde auf die Gesundheit der Spieler wenig Rücksicht genommen. Der Einsatz von Doping zur Steigerung der sportlichen Leistung sorgte für viele Sportler für negative gesundheitliche Folgen. Dies betraf sowohl den Sport in der BRD, als auch in der DDR, obwohl es dort häufiger und für eine längere Dauer als Mittel zum Zweck diente (vgl. Maßnahmen der SED, die zum ostdeutschen Sporterfolg führen sollten).  

​

Das Verhältnis zwischen den Trainern und Spielern war ein Verhältnis, welches in der (auf den Erfolg fixierten) DDR durchaus auch von Angst geprägt war. Die Trainer waren sehr streng und orientierten sich meistens an den negativen und zu verbessernden Leistungen. Explizit im Einzelsport der DDR war laut Turnerin Katrin Jaschob keinerlei Beziehung zu den Trainern vorhanden. Man hatte "tierische Angst" vor den Trainern auf der Sportschule, wodurch diese keine Bezugspersonen waren - im Gegenteil. Die Trainer fügten verbal sowie auch physisch Schmerzen zu und demütigten die Turnerin und ihre Kommilitoninnen, um sie bis zu den Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten zu zwingen. Außerdem war auch die psychische Belastung durch die Umstände des Trainings eine scherwiegende Erfahrung für Katrin Jaschob. [3]​

Interviewausschnitte K. Jaschob
00:00 / 01:05
00:00 / 00:49
0001(1)_edited.jpg

Im Westen gab es hingegen vermehrt stärkere Bindungen zu den Trainern. [4]   

 

Ebenso im Westen gab es außerdem weniger strikte Maßnahmen zur sportlicheren Förderung als im Osten. Leistungssportler in der DDR wurden häufiger auf ihre Fähigkeiten getestet und trainierten mehr Einheiten in der Woche, als in der BRD. Es ist jedoch auch zu beachten, dass besagte Maßnahmen nicht zwingend für die Sportler mit extremem Druck verbunden waren. Gerade in einem Mannschaftssport wie beispielsweise Fußball, wo man nicht allein gegen andere bestehen muss und unter Berücksichtigung dessen, dass Leistungssport immer mit einem gewissen Druck und Wettbewerbsgedanken behaftet ist [5], gilt es hier (laut Ronald Maul) zwischen sowohl verschiedenen Sportarten [6], als auch einzelnen Sportlerschicksalen zu differenzieren.

Im Vordergrund Ronald Maul

Interviewausschnitt R. Maul
00:00 / 00:18

Insgesamt war die Belastung der Sportler in der DDR also höher, als die der Sportler aus der BRD. Trotz einer besseren Struktur in der Förderung von Sportlern im Osten, trug die Orientierung am stetig angestrebten Sieg dort zum Verhängnis vieler Leistungssportler bei. Sowohl vor, als auch nach der Wiedervereinigung wurde deshalb das Sportsystem in der DDR von einigen der Sportler selbst missbilligt. Aufgrund der weniger angespannten Atmosphäre im Sport der BRD, fiel es deshalb beispielsweise unseren Interviewpartnern nach der Wiedervereinigung verhältnismäßig einfach, sich dort in ihren Mannschaften beziehungsweise in ihrem Sport einzugliedern und sich einzubringen.

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

_______________________________________________

[1]Wüstenberg, Timm, Symbolträger des Systemkampfes- Sport im geteilten Deutschland, 2012

[2]Interview Alexander Ukrow; 04.01.2021

[3]Interview Katrin Jaschob; 18.01.2021

[4]Interview Alexander Ukrow; 04.01.2021

[5]Interview Ronald Maul; 18.12.2020

[6]Interview Ronald Maul;18.12.2020

​

JPG von Ronald Maul zur Verfügung gestellt worden

​

​

bottom of page